Lernpaket: Bethel im NS

Jüdische Anstaltspatienten

Sieben Menschen jüdischen Glaubens oder jüdischer Herkunft wurden im Rahmen einer Sonderaktion der „Aktion T4“ aus Bethel in die Provinzialheilanstalt nach Wunstorf verlegt. Einige Tage später, am 27. September 1940, wurden sie von dort in die Tötungsanstalt Brandenburg/Havel gebracht und ermordet.

Hintergrund war ein Erlass des Reichsinnenministeriums: jüdische Patienten durften nicht mehr mit nichtjüdischen Patienten zusammenleben. Erst seit der historischen Forschung der 1990er Jahre ist bekannt, dass es sich um eine Sonderaktion im Rahmen der „Aktion T4“ handelte. Unabhängig von der jeweiligen Diagnose und ohne die Verwendung der für die „Aktion T4“ üblichen Meldebögen und Begutachtungsverfahren, zielte diese Sonderaktion auf die systematische Vernichtung von jüdischen Anstaltspatienten ab.

Quellen aus dem Hauptarchiv Bethel

Lest die folgenden Dokumente aufmerksam und untersucht die Quellen anhand der gängigen W-Fragen.

Reinhard Beyths Schicksal ist ein Beispiel für die Auswirkungen des Nationalsozialismus auf die jüdischen Patienten und Patientinnen in Bethel. Wie erging es ihm? 

Der jüdische Junge Reinhard Beyth

Reinhard Beyth ist am 11. Februar 1923 in Berlin geboren. Für seine Familie wird es immer schwieriger, ein Kind mit einer Epilepsie und geistigen Behinderung selbst zu betreuen. Die Eltern sind geschieden. Reinhard lebt bei seinem blinden Vater. Mit 11 Jahren kommt der Junge nach Bethel. Er lebt in Mara, im Haus Ophra und zwischendurch auch wieder zu Hause. In Bethel kann Reinhard Beyth zur Schule gehen und lernt gerne. Seine Eltern stehen immer in brieflichem Kontakt mit seinem Arzt und erkundigen sich nach dem Wohlergehen ihres Sohnes.

1940-08-30 Erlass

1940-09-11 Brief Bethel an Vater

1940-09-16 Brief Vater an Bethel + Transkription 

1940-09-17 Brief Bethel an Vater

1940-09-18 Postkarte Vater an Bethel 

Weiterführende Informationen

Um das Thema besser zu verstehen und die Quellen richtig in den historischen Kontext einordnen zu können, findet ihr hier weiterführende Texte und Informationen.

Die Sonderaktion gegen jüdische Anstaltspatienten

Seit den historischen Forschungen der 1990er Jahre ist bekannt: Es handelte sich damals um eine Sonderaktion gegen jüdische Anstaltspatienten, die ihre Ermordung zum Ziel hatte. 

Reinhard Beyth – jüdischer Patient in Bethel | Spurensuche Bielefeld 1933-1945 (spurensuche-bielefeld.de)

Dossier: Die „Aktion T4“ in Bethel | Spurensuche Bielefeld 1933-1945 (spurensuche-bielefeld.de)   (nur: IV) Die Sonderaktion gegen jüdische Anstaltspatienten im Rahmen der „Aktion T4“)

 

Stolpersteine für die jüdischen Patientinnen und Patienten in Bethel

Ring-Artikel: Bethel Gymnasiasten recherchierten Lebensgeschichten. "Stolpersteine" erinnern an ermordete Menschen, Juni 2013

Ring-Artikel: Drei neue "Stolpersteine" in Bethel. Zehn Kubikzentimeter erinnern an jüdische NS-Opfer, März 2019

(Hinweis: Aus Datenschutzgründen sind einige Gesichter in den Artikeln für die Online-Nutzung unkenntlich gemacht.)