Werkstatt am Bullerbach
Die Werkstatt am Bullerbach wurde 1992 in Betrieb genommen. Sie ist ein Zeichen für die Entwicklung behindertengerechter Arbeitsplätze. Schon immer hatte man die Bewohner in Eckardtsheim so weit wie möglich mit Arbeit beschäftigt: vor allem in der Landwirtschaft und in den Gärten, aber auch in den Handwerksbetrieben oder in der Verwaltung. Seit Ende der 1950er Jahre kamen zunehmend Montagearbeiten für die Industrie hinzu. Eine Welle von Werkstattgründungen setzte ein.
Von jeher bewirtschafteten die Patienten in Eckardtsheim die Ackerflächen, arbeiteten in den Gärten und Obstplantagen, versorgten das Vieh oder reinigten die Straßen von Laub, Müll und Schnee. Andere waren in den Handwerksbetrieben tätig oder konnten für Schreib- und Verwaltungsarbeiten eingesetzt werden. Alle sollten eine möglichst ihren Fähigkeiten entsprechende Arbeit bekommen. Aus diesen Ansätzen hat sich die heutige Arbeits- bzw. Beschäftigungstherapie zunehmend differenzierter entwickelt. Dabei spielten vor allem die pädagogisch-therapeutischen Aspekte eine Rolle. Früher mehr noch als heute, war die Arbeit der Patienten auch ein wichtiger wirtschaftlicher Faktor.
1957 entstanden im Haus Jericho die ersten Werkstatträume, später Tarsus genannt. Die Patienten wurden mit Weben, Korbflechten und Laubsägearbeiten beschäftigt; sie stellten Zementplatten und Betonpfähle her. Mit dieser ersten Werkstatt setzte in der Mitte der 1960er Jahre eine Welle von Neugründungen ein. Ställe, Scheunen und Kellerräume in direkter Anbindung an die Pflegehäuser wurden zu Werkstätten umfunktioniert. Seit Anfang der 1970er Jahre änderte sich das Werkstättenkonzept, es entstanden zweckgerichtete Neubauten.
Nach und nach erprobte man neue Formen des Miteinanders: Junge und ältere Menschen mit verschiedenen Behinderungen, Männer und Frauen gemeinsam, arbeiteten in den Werkstätten. Begleitet wurde und wird die Arbeit durch sportliche und musische Angebote.
Nach ersten Ansätzen der einzelnen Werkstätten, ihre Produkte gemeinsam zu vermarkten und gemeinsam Aufträge zu akquirieren, schlossen sich 1984 die über 500 Werktherapieplätze zu einer WFB (Werkstatt für Behinderte) unter einer Geschäftsführung zusammen. Die in den Werkstätten beschäftigten Menschen sind kranken- und rentenversichert und haben Anspruch auf berufliche Fördermaßnahmen.
Heute betreibt der Stiftungsbereich proWerk die WfbM (Werkstatt für behinderte Menschen).